Her mit dem Mittelinitial!

17.
Apr.
2011

Von Frank M. Armbruster

Seit Theodor zu Guttenbergs Plagiatspromotion ist der Doktortitel etwas in Verruf geraten. Halb so schlimm, gibt es doch auch für distinktionswillige Nichtakademiker eine elegante Alternative. Das Mittelinitial.

Was tun viele Leute nicht alles für einen eindruckschindenden Namen. Heiraten für ein schnödes „von“ oder „zu“ in degenerierte Adelsgeschlechter ein, stressen sich mit dem Verfassen überflüssiger wissenschaftlicher Arbeiten oder kaufen sich für Unsummen akademische Titel von dubiosen Konsuln. Dabei geht es doch viel einfacher. Denn vor allem jenen, die mit einem Zweitnamen gesegnet sind, liefert der die Basis für ein völlig risikoloses und kostenfreies Distinktionsmerkmal: das Mittelinitial. Harry S. Truman und George W. Bush haben ebenso erfolgreich eingesetzt wie William S. Burroughs oder Joanne K. Rowling, dabei muss man weder ein amerikanischer Präsident noch ein Schriftsteller sein, um mit dem eingefügten Großbuchstaben in der Namensmitte einen deutlichen Zugewinn an Status zu erzielen. Noch finden sich die meisten Beispiele der Binnenmajuskel bei Personen in öffentlichkeitsaffinen Positionen – man denke an Henryk M. Broder oder Pierre M. Krause. Aber zunehmend finden auch Durchschnittsbürger Gefallen daran, vor allem solche, die mit einem Allerweltsnamen gestraft sind: Klingt „Peter R. Schulze“ doch deutlich besser als „Peter Schulze“. Ja, und selbst wer über keinen zweiten Vornamen verfügt, kann sich mittels eines Namensupdates aus der Masse herausheben. Man sollte dann allerdings auf das Einfügen exotischer Majuskeln verzichten und sich mit einem schlichten M zufriedengeben. Auf die Frage, was das zu bedeuten hat, kann man dann wahrheitsgemäß antworten: Mittelinitial!

(Stuttgarter Zeitung)

Ein Kommentar vorhanden

  • Thomas M.R. Witte
    6. Januar 2014 16:00

    Danke für diesen schönen Artikel! Das Mittelinitial. Habe ich mich doch gerade wieder mit dem Gedanken beschäftigt, nachdem mir ein Aufsatz zweier Mitarbeiter einer Steuerberatungsgesellschaft unter die Augen kam und beide ein Mittelinitial benutzten. Und auch aus einem ehemaligen Kollegen mit schnödem Namen (Volkhard Neumann) wurde Christof C. Neumann. Das klingt viel gehaltvoller. Ich habe mich schon oft gefragt, was der tiefere Grund für die Bemühung des Mittelinitials sei, jedoch bisher keine Antwort gefunden. Bis auf diese vielleicht: der Nutzer möchte damit den fehlenden Adelstitel oder die mangelnden akademischen Weihen kaschieren. Einfach schön.. . Übrigens, ich habe tatsächlich zwei Mittelnamen, das sieht doch noch gewichtiger aus, oder?

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