Wolfgang Dauner und sein Trio im Theaterhaus

02.
Jan.
2014

Anarcho am Klavier

daunerAls der Beifall nach der ersten Zugabe nicht enden will, setzt sich Wolfgang Dauner allein an den Flügel und spielt „Drachenburg für R.“. Das Stück hat er früher in seinem Trio mit Charlie Mariano und Dino Saluzzi oft gespielt, doch auch in der Soloversion entfaltet es seinen kontemplativen Zauber. Über dem repetierten Motiv der linken Hand breitet Dauner arabeskenhafte Melodien aus, manchmal ein wenig formelhaft, aber immer im Timing. Fast zehn Minuten geht das so. Langweilig ist es nie.
Das kann man durchaus über das ganze Konzert sagen, das Wolfgang Dauner zusammen mit seinem Sohn Florian am Schlagzeug und Dieter Ilg am Kontrabass am Neujahrsabend im ausverkauften T2 des Theaterhauses gegeben hat. Bekanntermaßen war Dauner immer ein Grenzgänger zwischen den Genres, der sich um Dogmen und Reinheitsgebote wenig geschert hat. Mit Rockmusik hat er ebenso wenig Berührungsängste wie mit klassischer Musik, sogar für Sinfonieorchester hat er Werke geschrieben. Dass er nun ein Konzert mit einem Klaviertrio gibt – also jener Gattung, die Pianisten wie Bill Evans, Brad Mehldau oder Keith Jarrett zur Vollendung getrieben haben – ist also zunächst einmal bemerkenswert.
Die drei beginnen mit einem relativ neuen Daunerstück, „2012+1“. Der Titel mag etwas kryptisch sein, das Stück aber ist in jenem rhythmisch vertrackten Stil, wie ihn Dauner liebt. Energetisch legt der Altmeister los, seine Mitmusiker steigen darauf ein, das hat Wucht und Drive, und allenfalls der etwas schlagzeuglastige Sound irritiert zunächst. Weiter geht’s mit zwei Stücken von Jerome Kern: der Ballade „Yesterdays“ und „All the things you are“, beides Jazzklassiker und unzählige Male eingespielt. Nun kommt es gerade beim Triospiel auf Kommunikation an: darauf, die Impulse und Ideen der Mitmusiker aufzunehmen, auf sie zu reagieren und sie weiterzuentwickeln, ohne dass der Spannungsbogen reißt. Eine heikle Balance zwischen improvisatorischer Freiheit und Bewahrung der Form, bei der man spürt, dass das Verständnis innerhalb dieses Trios noch wachsen kann: etwas schematisch wirken bei den beiden Standards die solistischen Einwürfe, etwas routiniert auch Dauners eigene Improvisationen.
Viel überzeugender ist das Trio bei Dauners Eigenkompositionen. Wie in „Hong Kong Fu“, wo Dauner mal den Anarcho raushängen lässt und die Klaviatur in Kampfsportmanier bearbeitet. Oder beim „Wendekreis der Steinbocks“, einem der bekanntesten Daunerstücke, das vom Publikum bereits nach den ersten Takten beklatscht wird. Überhaupt geht es nach der Pause deutlich gelöster zu. Vor allem Dieter Ilg zeigt, warum er zu den besten Jazzbassisten Europas gezählt wird, und auch Florian Dauner bekommt in „Trans Tanz“ noch einmal die Gelegenheit zu einem ausgiebigen Solo. Vater-Sohn-Beziehungen können schwierig sein. Diese scheint – zumindest auf der Bühne – zu funktionieren.(StZ)

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