Das RSO Stuttgart mit Werken von Schumann, Strauss und Schmitt

06.
Jul.
2014

1:0 für Richard Strauss

Das hätte ein Dramaturg nicht besser einfädeln können. Gerade war das Viertelfinale der Fußball-WM zwischen Deutschland und Frankreich zu Ende, da trafen im Beethovensaal erneut Vertreter beider Länder zum gemeinsamen Spiel aufeinander: der Dirigent Stéphane Denève und der Pianist Éric Le Sage auf französischer, das Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR auf deutscher Seite. Doch damit nicht genug. Denn auch das Programm des „Faszination Klassik“-Konzerts konfrontierte Werke von deutschen und französischen Komponisten, wobei sich – um die Liaison noch enger zu machen – Robert Schumanns Ouvertüre zu „Hermann und Dorothea“ den Abzug der Franzosen aus dem Rheinland zum Thema hat und dabei die Marseillaise quasi als musikalisches Leitmotiv verwendet. Das hätte man, wie gesagt, kaum besser planen können und war doch reiner Zufall – standen doch erst vor wenigen Tagen die Viertelfinalpaarungen fest.
Ob es nun daran lag, dass Stéphane Denève ob der Niederlage seiner kickenden Landsleute ein wenig geknickt war, dass er die französische Nationalhymne in Schumanns Werk mit besonders patriotischer Inbrunst anstimmen ließ? Luftig und duftig ist das Stück jedenfalls instrumentiert, und genau so spielte es das RSO: mit schöner Balance zwischen den Streichern und den hier immer wieder prominent ins Licht gerückten Holzbläsern. Ein Werk, das auf Konzertbühnen selten zu hören ist, was auch für die anderen Werke dieses Abends galt, der sich programmatisch eher auf  Nebenwegen bewegte. Denn auch Schumanns „Introduktion und Allegro appassionato“ für Klavier und Orchester op. 92 und das „Konzert-Allegro“ op. 134 für dieselbe Besetzung stehen im Schatten des berühmten a-Moll Klavierkonzerts – was schade ist, besitzen sie doch eine durchaus vergleichbare lyrische Empfindungstiefe und behandeln das Verhältnis von Soloinstrument und Orchester auf jeweils individuelle Weise.
Vor allem das „Konzert-Allegro“ fordert darüberhinaus einen richtigen Virtuosen – was der Pianist Èric Le Sage zweifelsfrei ist: dank seiner eloquenten Technik muss ihm auch vor Höchstschwierigkeiten nicht bang sein. Dass der berühmte Funke aber gleichwohl nicht so recht überspringen wollte lag zum einen an der spürbaren emotionalen Zurückhaltung des Solisten, zum anderen daran, dass Solist und Orchester rhythmisch nicht immer auf einer Linie waren. Vielleicht hätte man noch ein paar Proben gebraucht.
Nach der Pause folgte ein deutsch-französisches Duell: Richard Strauss´ „Tanz der sieben Schleier“ aus der Oper „Salome“ gegen Florent Schmitts Ballettsuite „La Tragédie de Salomé“.  Und gerade bei Strauss lief das Orchester zu großer Form auf. Auch wenn die Melismen von Oboe und Flöte zu Beginn noch etwas spannungsvoller hätten sein können –  die erotische Faszination der Salome vermittelte sich hier nicht zuletzt durch die von Stéphane Denève sorgsam geschichteten Klangmischungen. Gegenüber diesem vielfarbig schillernden, raffiniert instrumentierten und mit rhythmischen Finessen gespickten Stück wirkte jenes von Florent Schmitt  trotz ähnlich großer Besetzung und zusätzlicher Aufrüstung durch einen Frauenchor (dem SWR Vokalensemble Stuttgart) pompös und bieder. Klares 1:0 für Strauss. Ohne Verlängerung.

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