Das Concerto Köln spielte Bachs Brandenburgische Konzerte in Stuttgart

15.
Mrz.
2015

Zu groß für leise Instrumente

Ja, die Echoflöten. Bach fordert für den Mittelsatz seines vierten Brandenburgischen Konzerts sogenannte „fiauti d´echo“, für die es aber keine überlieferten historischen Instrumente gibt, sodass die Echoeffekte üblicherweise entweder mittels Spieltechnik auf einer Flöte oder durch eine entsprechende Aufstellung zweier Flötisten im Raum erzielt werden. Die Flötistin des Concerto Köln, Cordula Breuer, ließ das freilich nicht ruhen – und fand mit dem Berner Andreas Schöni einen Instrumentenbauer, der ihr eine Flöte konstruierte, die zwar aus einem Stück Holz ist, aber über zwei getrennte Luftsäulen mit nahe beieinander liegenden Mundstücken verfügt. Zur Dämpfung des Klangs findet sich auf dem Labium der Pfeife ein Dämpfer, der den Ton leiser klingen lässt. Vor allem aufgrund dieser Novität erregte die vor einigen Monaten erschienene Neueinspielung von Bachs Brandenburgischen Konzerten mit dem Concerto Köln einige Aufmerksamkeit. Nun erhielt man beim Konzert des Concerto Köln innerhalb der Reihe Faszination Klassik die Gelegenheit, diese Echoflöten auch live zu hören.
Dabei wäre es übertrieben zu behaupten, dass der Höreindruck dramatisch anders ist als bei den üblichen Lösungen: ein Echoeffekt war zu hören, sicher – aber man musste sich ziemlich darauf konzentrieren. Freilich waren auch die akustischen Bedingungen für ein Barockensemble an diesem Abend alles andere als optimal: der Beethovensaal ist schlichtweg zu groß, als dass klangliche Feinheiten zur Geltung kommen könnten. Gerade leisere Instrumente werden in einem solchen Raum nicht entsprechend getragen – was dazu führt, dass die Musiker statt Pianissimo eher Mezzoforte spielen. Letztlich führt das zu einer Nivellierung der Dynamik. Was schade war, agierten die Kölner doch nicht nur technisch auf hohem Niveau: speziell das zweite und fünfte Konzert – gespielt wurde Bachs komplettes Sixpack – waren dicht und spannungsvoll musiziert, mit fabelhaften Soli des Cembalisten Gerald Hambitzer und des Trompeters Hannes Rux, dem bei seinen Höhenflügen freilich die französische Stimmung mit A = 392Hz entgegenkam. Die Tempi waren im allgemeinen zügig bis rasend, mit einem imponierend flinkfingrigen Solo der Konzertmeisterin Mayumi Hirasaki im vierten Konzert. Auffallend freilich, dass die rhythmische Spannung mit zunehmender Größe der Besetzung stetig abnahm. Vibrierte das Konzert Nr.3 G-Dur, wo die Musiker freien Sichtkontakt untereinander hatten, geradezu vor Energie, so schienen sich im Konzert Nr. 1 F-Dur Bläser und Streicher phrasierungsmäßig auf den kleinsten gemeinsamen Nenner geeinigt zu haben. Mitunter ein hoher Preis, den man für das Spiel ohne Dirigenten bezahlt. (StZ)

Keine Kommentare vorhanden

Sagen Sie Ihre Meinung, schreiben Sie einen Kommentar!

Ich habe die Datenschutzerklärung zur Kenntnis genommen und bin damit einverstanden, dass die von mir angegebenen Daten, mit dem Absenden dieses Onlineformulars, zweckgebunden zum Kommentieren elektronisch erhoben und gespeichert werden.