Das Sinfoniekonzert des Staatsorchesters Stuttgart mit Alisa Weilerstein

19.
Jun.
2016

Klirrend kalte Klänge

Spürbar bewegt war Pascal Dusapin nach der Aufführung seines Cellokonzerts „Outscape“. Erst küsste er die Solistin Alisa Weilerstein und herzte hernach die Konzertmeisterin Elena Graf. Nun hatte Dusapin auch allen Grund für Glücksgefühle, war diese europäische Erstaufführung seines Konzerts, einem Auftragswerk des Staatsorchesters Stuttgart und des Chicago Symphony Orchestra, doch ein außergewöhnlich eindrucksvolles Konzerterlebnis. Dusapins Werk ist von der nordischen Landschaft inspiriert, die „Idee einer Schneewüste“ soll ihm bei der Komposition vorgeschwebt haben. Doch unabhängig von außermusikalischen Assoziationen hat Dusapin hier eine ungemein atmosphärische wie bildmächtige Musik geschrieben, in der sich die Klänge aus einer symbiotischen Einheit von Solocello und Orchester heraus naturhaft entwíckeln und dabei immer wieder neue, faszinierende Strukturen bilden. Gerade im Vergleich zu anderen zeitgenössischen Werken ist diese Musik von großer Sinnlichkeit und in ihrer frostigen Herbheit auch schillernd schön: das Bild einer klirrend kalten Schneelandschaft vermittelt sich vor allem durch eisige, wie mit Raureif überzogene Linien des Solocellos. Der Beifall des Publikums war herzlich, die zugegebene Sarabande aus Bachs 3. Cellosuite rundete den Eindruck aufs Schönste.
Auch Bruckners vierte Sinfonie ist von Naturbezügen durchdrungen, wobei die Schwierigkeit für den Dirigenten vor allem darin besteht, die Prozesshaftigkeit der Musik bruchlos darzustellen. Organisch, wie von selbst sollte sich Bruckners Sinfonik entwickeln, was freilich nur durch akribische Probenarbeit zu erreichen ist und deshalb für einen Gastdirigenten vielleicht auch gar nicht zu schaffen. Der bei Dusapin sehr überzeugende Markus Stenz tat sich damit jedenfalls deutlich schwerer. Muss es denn überhaupt so oft Bruckner sein? (STZN)

Keine Kommentare vorhanden

Sagen Sie Ihre Meinung, schreiben Sie einen Kommentar!

Ich habe die Datenschutzerklärung zur Kenntnis genommen und bin damit einverstanden, dass die von mir angegebenen Daten, mit dem Absenden dieses Onlineformulars, zweckgebunden zum Kommentieren elektronisch erhoben und gespeichert werden.