Tzimon Barto spielte mit dem SWR Symphonieorchester

20.
Jan.
2017

Mozart mit Zuckerguss

Der SWR unternimmt viel für sein neues Symphonieorchester. „ESCHENBACH BARTO“ liest man seit Wochen auf Plakatwänden, nicht zuletzt auch im Web ist der Sender aktiv, und entsprechend gut besucht war dann auch das Abokonzert am Donnerstag im Beethovensaal. Dass im Publikum auffällig viele Jüngere waren, dürfte die Verantwortlichen umso mehr freuen. So groß der Enthusiasmus aber derzeit noch ist – dieses Konzert gab Anlass zur Sorge, dass die Begeisterung auch schnell wieder verfliegen könnte, denn künstlerisch wurden die geschürten Erwartungen nicht eingelöst. Am erfreulichsten war noch die nach der Pause gespielte achte Sinfonie Beethovens, die Christoph Eschenbach mit großem rhythmischem Drive dirigierte, dramatisch geschärft und gestisch derart animierend, dass sich auch das Orchester von seinem Elan anstecken ließ. Ja, man meinte gar eine Art Befreiung spüren zu können nach den Strapazen der ersten Hälfte, in der Tzimon Barto gleich drei Stücke für Klavier und Orchester gespielt hatte und dabei Eschenbach Meinung, der Amerikaner sei der „großartigste Pianist von allen“ nicht unbedingt belegen konnte. Schon in Mozarts Rondo KV 368 irritierte Barto mit einem sich in Einzelheiten verlierenden, rubatoverliebten Spiel an der Grenze zur Manieriertheit. In Verbund mit dem von Eschenbach angeschlagenen getragenen Tempo ergab das einen Mozart mit Zuckerguss, wie man ihn in solcher Verzopftheit lange nicht gehört hat. Wolfgang Rihms Klavierkonzert Nr. 2 hatte Barto einst uraufgeführt, doch so reich das Stück auch an beredten Interaktionen zwischen Solist und Orchester ist, so ausufernd erscheint es in seiner unerschöpflich wuchernden melodischen Fülle, sodass am Ende nicht nur der Solist von Erschöpfung gezeichnet war. Richard Strauss´ geniales Jugendwerk, die Burleske d-Moll schließlich zerfiel unter Bartos hantelgestählten Händen in lauter beziehungslose Einzelteile – dabei traktierte er den Flügel mitunter derart massiv, dass man um dessen Wohlergehen fürchten musste. Und dieser Pianist ist „artist in residence“ in dieser Saison!

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