Das Trio Midori/Biss/Lederlin musizierte im Mozartsaal

12.
Jan.
2018

Das wird man in Zukunft wohl häufiger sehen, dass Musiker nicht mehr ihre Noten vor sich aufschlagen, sondern stattdessen einen Bildschirm aufs Pult stellen, bei dem sich die Seiten per Fußpedal „umblättern“ lassen – sofern man diesen altmodischen Begriff für diesen Vorgang noch verwenden möchte. Beim Kammermusikkonzert im Mozartsaal bediente sich der Pianist Jonathan Biss ebenso dieser Technik wie der Cellist Antoine Lederlin, nur Midori an der Geige blieb dem altmodischen Papier treu. Zumindest um Akkulaufzeiten muss sie sich da keine Gedanken machen…
Das Stuttgarter Konzert war die zweite Station einer kleinen Tournee, die das Trio am kommenden Dienstag mit einem Auftritt in der Londoner Wigmore Hall abschließen wird – und ein nachhaltiger Beleg dafür, dass man nicht unbedingt feste Ensembles braucht, um erstklassige Aufführungen von Klaviertrios erleben zu können. Das Programm bestand aus drei Gipfelwerken der Gattung, die gleichzeitig drei musikalische Haltungen repäsentieren: Beethovens Trio G-Dur op.1/2 steht für musikalischen Intellekt und Esprit, Schumanns Fantasiestücke op. 88 verströmen romantischen Zauber und Phantastik, und Dvoráks groß angelegtes Klaviertrio f-Moll op.65 lotet das Spektrum menschlicher Gefühlszustände zwischen tiefster Niedergeschlagenheit und Optimismus in allen Facetten aus. Nun sind alle drei Musiker ausgewiesene Solisten, die sich hier zu einem Triospiel zusammenfanden, das von Konzentration, Stilbewusstsein und dem spürbaren Willen zu Expressivität gekennzeichnet war. Großartig, wie sie jedem Werk mit einer dezidierten Klanglichkeit entsprachen: Strukturell klar durchgezeichnet bei Beethoven, atmosphärisch fein gewirkt bei Schumann und mit fast sinfonischer Fülle bei Dvorák. Einziger Wermutstropfen an diesem Abend war die Dominanz des Pianisten Jonathan Biss, der Midoris feines Geigenspiel mitunter überdeckte. Klangbalance – da sind feste Klaviertrios dann doch im Vorteil.

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