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Das neue Programm der Fünf „5 Engel für Charlie“

08.
Mai.
2016

Bratensoß´ auf den Lachs

Weiße Klamotten und ein bisschen Bling-Bling, fertig sind die Himmelsboten: „5 Engel für Charlie“ lautet der Titel des neuen Programms der A cappella-Gruppe Die Fünf, das am Samstagabend im rappelvollen T1 des Theaterhauses Premiere hatte. Nun kann man sich natürlich fragen, was das Engeloutfit mit der Krimiserie „3 Engel für Charlie“ aus den 70ern zu tun hat, in der drei scharfe Detektivinnen im Auftrag eines mysteriösen Chefs – der seine Mädels Engel nannte – abstruse Fälle lösten und was der Showtitel überhaupt soll. Aber es zählt ja gerade zu den bewährten Methoden der Fünf, aus der Umwandlung bekannter Muster absurd-komische Funken zu schlagen, ohne damit gleich sinnstiftend sein zu müssen. Da kann es schon genügen, das Wort „Love“ durch „Horst“ zu ersetzen und sich damit durch das einschlägige SWR1-Repertoire zu trällern. „Horst hurts“, „Stop in the name of Horst“ oder „I would do anything but Horst“, und das Publikum kriegt sich nicht mehr ein. Medleys wie dieses zählen zu den zuverlässig bejubelten Dauerbrennern im Repertoire der Fünf. Auch in ihrem neuen Programm hört man, dramaturgisch klug platziert, Klassiker wie „Mir im Süden“ oder das „Schuhsohlenleder“-Medley – das freilich mit einigen neuen Rezeptvorschlägen upgedatet wurde: Bratensoß´ auf den Lachs heißt es darin jetzt frei nach Helene Fischer.
Seit über 20 Jahren stellt das Ensemble etwa alle zwei Jahre ein neues Programm auf die Beine, überwiegend mit selbst komponierten Stücken. Das ist ihnen auch mit „5 Engel für Charlie“ wieder gut gelungen. Es gibt Lieder über Küchengeräte („Thermomix“) und Hautkrankheiten („Neurodermitis“), Parodien auf Cowboysongs und Boygroupschmonzetten. Nicht alle zünden gleichermaßen, aber manche haben das Zeug zum Hit. Das Plädoyer für Gebrauchsmusik mit dem rassig hingelegten „Tatort“- Jingle zählt dazu, aber auch die Neuinterpretation von Little Drummer Boy, die indische Musik mit indischer Küche auf brüllend komische Manier verquirlt. Und auch wenn sie in „Pipikakapopo“ mal ein klein bisschen über die Stränge schlagen (der Verzicht auf Zoten ist ein Grund dafür, dass die Fünf absolut familienkompatibel sind): unschuldiger und sympathischer kann man sexuelle Anspielungen, die auf Missinterpretationen bzw. – übersetzungen beruhen, nicht präsentieren: „Europäische Wasserscheide“, „Besame mucho“… Nein, weiter wollen wir da jetzt nicht ins Detail gehen.
Gelegentlich kann der Humor der Fünf auch sozialkritisch sein: mit „Wir wollen nur deutsche Mieter“ ist Ihnen das bei ihrem letzten Programm „Bock drauf“ prima gelungen. Das neue Lied über die sogenannten Wutbürger freilich, in dem sie Lügenpresse, Montagsdemo und Pegida zusammenwürfeln, ist weder lustig noch wird klar, was sie damit eigentlich sagen wollen. Und wenn wir schon beim Meckern sind: ob die Fünf von ihrem Sponsor, einem Bettenhersteller, derart abhängig sind, dass sie für ihn in ihrer Show werben und auch noch extra einen Song („Komm ins Bett“) komponieren müssen? Eine Vermischung von Kunst und Kommerz, mit der sie zu verlieren drohen, was einen Großteil ihrer Beliebtheit ausmacht: Authentizität und Glaubwürdigkeit. Und das wäre schade. (StZ)