„Die Füenf“ feierten ihr 20-jähriges Bestehen
Party mit Patrick
Um den Erfolg der Vokaltruppe „Die Füenf“richtig einschätzen zu können muss man sich klarmachen, dass er dem Trend der Unterhaltungsmusik eigentlich völlig zuwiderläuft. Hier werden nämlich musikantische Fertigkeiten zunehmend durch Technik ersetzt – kulminierend im aktuellen Hype um jene DJs, die, wie zu lesen ist, die wirklichen Popstars unserer Zeit seien. Tatsächlich füllen die Plattenaufleger riesige Hallen mit ihren – nun was, Konzerten? Irgendwie will der Begriff da nicht recht passen. Jedenfalls verkörpern die Füenf den Gegenentwurf, als sie sich auf das beschränken, was der Ursprung aller Musik ist: reiner Gesang.
Keine Technik außer der Bühnen-PA, nicht mal Instrumente, das erscheint heute fast archaisch – und kann doch so altmodisch nicht sein, denn der Beethovensaal war beim Jubiläumskonzert zum 20-jährigen Bestehen der Füenf proppenvoll. Und auch wenn einige Mitglieder der Gruppe allmählich ins gesetzte Mannesalter kommen, waren doch im altersmäßig ansonsten sehr gemischten Publikum viele junge und sehr junge Fans auszumachen – vielleicht der Lohn für die Kinder-CDs, die „Die Füenf“ aufgenommen haben.
Die Stimmung im Saal war jedenfalls erwartungsfroh. Eine große Party sollte es werden, natürlich mit den bekannten Hits, dazu waren neben früheren Bandmitgliedern Gäste wie „Eure Mütter“ angekündigt – auch über einen ganz besonderen Überraschungsgast wurde gemunkelt, wenngleich genaueres nicht zu erfahren war. Als musikalischen Apero servierten Die Füenf ihr bekanntes Spirituosenpotpourri („Eine neue Leber ist wie ein neues Leben“), gefolgt von einigen Songs aus ihrer CD „Phase 6“ wie „Fussel“ oder „Umdrehn brinx nix“. Letzerer zeigt eine Qualität, die die Füenf neben ihrer sängerischen Exzellenz besonders auszeichnet: die persiflierende Anverwandlung unterhaltungsmusikalischer Phänomene – hier der Howard-Carpendale-Akzent – ohne dabei das Vorbild der Lächerlichkeit preiszugeben. Dieser Grundrespekt bleibt auch bei dem aus Patrick-Lindner-Songtiteln kompilierten Schlagermedley „Bring mir die Sonne“ gewahrt, wo das Publikum zum Mitsingen animiert wird – und dürfte wohl auch die Basis dafür gewesen sein, dass nach der Pause zu „Bring mir die Sonne“ tatsächlich Patrick Lindner selber aufs Podium kam! Angeblich wusste der von einem Auftritt in Erfurt unter dem Vorwand einer Party nach Stuttgart gelotste Schlagerstar, der an diesem Tag seinen 55. Geburtstag feierte, bis zuletzt nicht, was ihn erwartet. Bereut dürfte er es nicht haben: das Publikum war entzückt ob des prominenten Besuchs, Lindner nahm es souverän und sang gut gelaunt die Refrains mit. Danach konnte eigentlich nichts mehr schief gehen – ging es auch nicht. Tolle Party! (StZ)