Beiträge im Archiv November 2023

Wiederholung ist nicht alles

14.
Nov.
2023

Das Freiburger Barockconsort und das Ensemble Recherche in einem gemeinsamen Konzert

Glamour, so Wikipedia, beschreibt „ein besonders prunkvolles oder elegantes Auftreten oder Selbstdarstellen in der Öffentlichkeit, das sich von Alltag und Durchschnitt abhebt.“ Was muss man sich also vorstellen, wenn das Freiburger Barockconsort und das Ensemble Recherche ihr gemeinsames Konzert im Mozartsaal mit diesem Begriff annoncieren? Vielleicht, dass die Musiker in spektakulären Roben auftreten? Oder geht es um luxuriös arrangierte und glanzvoll festliche, die Sinne bezirzende Stücke? Ein Blick ins Programm klärt rasch auf, bezieht sich sich der verheißungsvolle Titel doch auf ein einziges Werk: „Glamour Sleeper“ von Donnacha Dennehy. Wer diesen Namen nicht in Verbindung mit alter Musik zu bringen vermag, liegt richtig, denn Dennehy ist 1970 geboren und betont seine Verbundenheit mit Rock und ektronischer Musik – was seinem Stück auch deutlich anzuhören ist. Freundlich könnte man sagen, dass der Komponist damit versucht, die Intensität eines Rockkonzerts auf klassischen Instrumenten wie Klavier, Klarinette und Geige zu erzeugen. Andere könnten es allerdings auch schlicht als Lärm empfinden.
Dass ein Konzertabend abwechselnd von einem Ensemble für alte und einem für zeitgenössische Musik gestaltet wird, ist ja durchaus ungewöhnlich, liegt aber im gemeinsamen Probengebäude von FBO und Ensemble Recherche, dem Ensemblehaus Freiburg, begründet. Und grundsätzlich ist gegen die Idee, aus seinen angestammten Stilrevieren auszubrechen und den Blick über den Tellerrand zu wagen, ja auch nichts einzuwenden. Genausowenig wie gegen die, den Tanz, der in fast allen musikalischen Epochen eine Rolle gespielt hat, als programmatische Klammer des Abends einzusetzen, um auf diese Weise Verbindungen zwischen alter und neuer Musik aufzuzeigen. Aber gibt es wirklich keine zeitgenössischen Stücke, die das subtiler tun und mit denen sich mehr Rücksicht auf die zarten Klänge eines Barockconsorts nehmen ließe, als die zum Teil brachial daherkommenden Kompositionen von Michael Gordon, David Lang oder Guillaume Connesson? Und mussten es, so animiert und filigran sie vom siebenköpfigen Freiburger Barockconsort auch gespielt wurden, denn wirklich – wenn man von einer Suite Purcells mal absieht – drei ausgedehnte Kompositionen sein, die sich allesamt auf die ständige Wiederholung einer einzigen Akkordfolge beziehen? Im Falle von Antonio Bertalis Ciaconna C-Dur nervtötend gefühlte 500 Mal?