Wolfgang Ambros im Theaterhaus Stuttgart

19.
Mrz.
2013

Na, meint Wolfgang Ambros, heute tät er so ein Lied nicht mehr schreiben, das Thema sei durch, und überhaupt, die ganze Machart, so altmodisch… Aber wenn er ab und zu auf seiner Homepage eine Umfrage macht, was denn seine Fans auf Konzerten gern hören würden, da wär es immer dabei, auf den vorderen Rängen. Und so singt er´s halt auch im Stuttgarter Theaterhaus, „Schaffnerlos“, die Ode an die Zeiten, als in den Straßenbahnen Billette noch manuell abgeknipst wurde: „Schaffner sei/Des woar amoi wos/So wird’s nie wieda/Des is des Schaffnerlos “, und der Saal singt mit, und man selber auch und fühlt sich ein bisschen zurückversetzt in die siebziger Jahre. Es ist das Los vieler in die Jahre gekommener Barden, dass das mit ihnen gereifte Publikum immer wieder die alten Sachen hören will, deshalb spielt Ambros, am E-Klavier assistiert von seinem alten Weggefährten Günter Dzikowski, auch den „Zentralfriedhof“ und „Du Bist Wia De Wintasun“, eines der schönsten Liebeslieder, immer noch.

Am nächsten Tag feiert Ambros seinen einundsechzigsten Geburtstag, und so krumm wie er da sitzt mit seiner Gitarre, gegerbt das Gesicht überm Holzfällerhemd, sieht er deutlich älter aus. Das Leben hat ihn gezeichnet – Scheidung, Krebserkrankung, auch sein bester Freund Georg Danzer starb 2007 an Lungenkrebs. Umso dankbarer ist Ambros für sein neues Glück: seiner Lebensgefährtin, mit der er seit 2010 Zwillinge hat, widmet er ein rührend naives Liebeslied. Wie er es überhaupt heute eher mit dem Einfachen und Unverblümten hat. Bob Dylans Texte, so Ambros, seien so ein Kauderwelsch, das man nicht verstehe – was etwas kokett wirkt angesichts des Umstands, dass er 1978 einige Dylansongs auf kongeniale Weise verwienert hat. Jedenfalls ist es ein eher nachdenklicher Wolfgang Ambros, der sich da auf einnehmende Art durch den Abend grantelt, klampft und singt, um dann bei der zweiten Zugabe – es geht schon gegen Elf – dem Publikum nur noch die Einsätze geben zu müssen: den Text von „Schifoan“ kennt schließlich jeder. (StZ)

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