Paco de Lucia spielte bei den Ludwigsburger Schlossfestspielen

16.
Jun.
2013

Der Meister aller Klassen

pacodelucia6_0Gegen Ende des Konzerts bekam Antonio Sánchez, der Begleitgitarrist von Paco de Lucia sogar noch die Gelegenheit zu einem kleinen Duell. Der Großmeister gab die Motive vor, sein Sekundant  imitierte sie, und so entsponn sich eine Zeit lang ein höchst vergnüglicher Wettstreit zwischen den beiden. Erst als Paco de Lucia das Tempo erhöhte und einige seiner maschinengewehrartigen Tonleitersalven abließ, merkte man, dass bei Sánchez die Synchronisation von rechter und linker Hand an ihre Grenzen kam – während der Meister wohl ohne Probleme noch hätte zulegen können.
Was Paco de Lucia mit der Gitarre macht, entzieht sich herkömmlichen Maßstäben, Generationen von Gitarreneleven hat seine unfassbare Virtuosität schon in die Verzweiflung getrieben. Aber nicht nur in Flamencokreisen wird er fast wie ein Guru verehrt, auch in der klassischen Gitarrenszene ist er ein Vorbild. Und durch die Zusammenarbeit mit Jazzgrößen wie John McLaughlin („Friday Night in San Francisco“) ist Paco de Lucia gar genreübergreifend ein Star geworden, der die eher hermetische Kunstform des originalen Flamenco durch die Erweiterung mit Elementen aus Jazz und Weltmusik populär gemacht hat.
Da er aber nur noch selten auftritt (es gibt nur noch ein weiteres Konzert in Deutschland in diesem Jahr) war das Konzert im Ludwigsburger Forum rasch ausverkauft. Paco de Lucia kam mit seinem siebenköpfigen Ensemble: zwei Sänger, Perkussion, Keyboard, Bass, Gitarre, dazu mit Antonio Fernández Montoya ein Tänzer, der zwar das Publikum mittels seiner rasenden Hacken zu Ovationen anstachelte, dessen reichlich outrierte, an Michael Jackson erinnernde Darbietung aber eher in die Kategorie Showflamenco einzuordnen ist.
Das Programm setzte sich überwiegend aus Stücken der letzten CD „En Vivo“ zusammen, statt des im Abendprogramm angekündigten Rumba „El cafetal“ spielte man die Bulerias „Soniquete“. Auf der Bühne hatte man einige Kunstpalmen aufgestellt, was wohl andalusisches Flair evozieren sollte. Den Anfang  bestritt der Meister solo. In den „Variaciones de Minera“ ließ er schon mal anklingen, was seine singuläre Kunst ausmacht: auf den Punkt gespielte Rasgueados, blitzsaubere Tremoli und einige seiner ansatzlos abgefeuerten Tonleiterpassagen. Auch im Zusammenspiel mit seinen im Halbrund um ihn herum aufgestellt Mitmusikern blieb Paco de Lucia immer das Zentrum – obwohl einige die Gelegenheit zu ausgedehten Soli erhielten. So konnte sich der Keyboarder auch als Mundharmonikavirtuose profilieren, der E-Bassist bewies staunenswerte Fingerfertigkeit. Gegen Ende mündete der unvergessliche Abend in eine Art Flamencosession, die noch stundenlang so hätte weitergehen können. Em Ende Ovationen, rhythmisches Klatschen und „Paco!“-Rufe.  (StZ)

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