Susanne Lang spielt Klavierwerke von Evgenij Gunst

04.
Okt.
2014

Lohnende Entdeckung

GunstEs ist keine Schande, den Namen Evgenij Gunst noch nie gehört zu haben. 1877 in Moskau geboren, wo er sich als Komponist und Musikschriftsteller in den Kreisen der Skrjabinisten bewegte, emigrierte Gunst nach der russischen Revolution nach Paris, wo er 1950 verarmt starb. Erst 2010 begann die Sichtung seiner hinterlassenen Manuskripte, darunter auch eine große Anzahl Klavierwerke. Die junge, aus Speyer stammende und in Basel lebende Pianistin Susanne Lang legt mit ihrer CD „Wanderer zwischen den Welten“ nun ein beeindruckendes Porträt des fast vergessenen Komponisten Gunst vor, dessen Biografie durchaus typisch ist für viele in die Emigration gezwungene russische Künstler. Eine Biografie, die in der Entwicklung von Gunsts kompositorischem Stils gespiegelt ist. Frühe Werke wie die beiden Sonaten op. 8 und op. 10 erinnern in ihrer vollgriffig-virtuosen Faktur an russische Zeitgenossen wie Rachmaninov und Skrjabin, in der „Romance sans paroles“ op. 2 scheint sogar etwas chopineske Melancholie durch. Die späteren, in Paris geschriebenen Werke wie die „Douze Miniatures“ op. 28 zeigen in ihrem luziden Satz und ihrer bildhaften Pointierung dagegen deutlich Einflüsse von Debussy und Ravel. Auch wenn pianistisch mit dieser Einspielung das letzte Wort noch nicht gesprochen ist, so gestaltet Susanne Lang die technisch mitunter äußerst anspruchsvolle Musik Gunsts bravourös und mit großer Sensibilität. Ihr Klavierspiel ist weniger titanisch als differenziert, alles ist im Fluss und klanglich fein ausgehört. Eine lohnende Entdeckung.

Evgenij Gunst. Wanderer zwischen den Welten. Susanne Lang, Klavier. Oehms Classics 899.

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