Lisa Batiashvili und Gautier Capucon mit dem Tonhalle-Orchester Zürich

21.
Apr.
2016

Liebespaar auf 8 Saiten

Merkwürdige Sache, so ein Doppelkonzert. Zwei Instrumente, die einem Orchester gegenüberstehen, was soll das sein? Kammermusik mit Begleitung? Auch Johannes Brahms war es bei der Komposition seines Konzerts für Violine und Cello op. 102 wohl etwas bang: „Mache Dich auf einen kleinen Schreck gefasst“, schrieb er an den Geiger Joseph Joachim, „Ich konnte ….den Einfällen zu einem Konzert für Violine und Violoncell nicht widerstehen, so sehr ich es mir auch immer wieder auszureden versuchte.“ Beim Meisterkonzert im Beethovensaal mit dem Tonhalle-Orchester Zürich durfte man nun eine Aufführung erleben, die Brahms Vorstellungen ziemlich nahe gekommen sein dürfte. Der Reiz des Werks liegt ja weniger in konzertantem Wetteifern, stattdessen ist ein organisches Miteinander der beiden Instrumente gefragt, deren Stimmen manchmal geführt sind, als wären sie ein Klangkörper: Brahms selber sprach von einer„achtsaitigen Riesengeige“. Die Geigerin Lisa Batiashvili und der Cellist Gautier Capucon jedenfalls musizierten in derart inniger Übereinstimmung, dass man mitunter den Eindruck völliger Verschmelzung hatte, selbst wenn ihre Tonalität durchaus unterschiedlich ist: Capucon kultiviert einen männlich-markigen Klang, während Batiashvilis feinnerviger Ton vor allem in der Höhe zu irisierender Schärfe neigt. Gerade das sorgte in den dialogisierenden Passagen freilich für interessante Kontraste: da umgarnten sich die Stimmen manchmal wie beim klassischen-Liebespaar Tenor/Sopran der italienischen Oper. Eine große, von Schulhoffs „Zingaresca“ als Zugabe gekrönte Freude – die dann aber auch die einzige blieb an diesem Abend. Denn weder mit Beethovens Egmont-Ouvertüre noch mit Dvoraks achter Sinfonie konnte der Dirigent Lionel Bringuier überzeugen. Der Franzose liebt die große Geste und phrasiert so vorhersehbar wie sauber, lässt aber jede weitergehende musikalisch-klangliche Ausgestaltung vermissen: geradezu bräsig der Breitwandsound im Forte. Ein Jammer für ein solches Orchester!   (StZ)

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