Olga Scheps spielt Werke von Erik Satie

13.
Mai.
2016

Verkappter Romantiker

Heute genau vor 150 Jahren wurde Erik Satie geboren. Zunächst war er mangels Talent vom Conservatoire geflogen, später beriefen sich Größen wie Darius Milhaud, Francis Poulenc oder John Cage auf sein Schaffen. Der geniale Exzentriker kultivierte seinen Außenseiterstatus nach Kräften: Satie schrieb „3 Stücke in Form einer Birne“, einen „Unappetitlichen Choral“ oder ein „Schlaffes Präludium für einen Hund“. Etwa die Hälfte seines Werks besteht aus Klaviermusik, um die Pianisten meist einen Bogen machen, was daran liegt, dass sie nicht sehr virtuos und in ihrem lakonischen Tonfall schwer zu treffen sind. Als „stagnierende Musik mit unmerklichen Übergängen“ hat sie Alfred Cortot beschrieben, und was das bedeutet, kann man beispielhaft an der dritten der „Trois Sarabandes“ hören: Akkorde, die scheinbar ziellos im harmonischen Niemandsland umherschreiten, verbunden von arabeskenhaften Melodiebögen, die wirken, als hätte sie der Wind hereingeweht. Olga Scheps spielt diese Sarabanden auf ihrer neuen CD mit einer klugen Auswahl aus Saties Klaviermusik ungemein atmosphärisch, mit stupendem Klangsinn. Satie müsse nüchtern und sachlich gespielt werden, heißt es gemeinhin – doch dass in Werken wie den „Six Gnossiennes“ oder den „Trois Gymnopédies“ auch ein quasi romantischer, fast schumannesker Geist steckt, macht Olga Scheps auf sehr einnehmende und überzeugende Weise deutlich. Satie selbst hasste im Übrigen jede Kategorisierung: „Es gibt keine Satie-Schule. Der Satismus wüsste nicht, wie er bestehen sollte. Man träfe mich dort als Gegner.“

Olga Scheps. Satie. RCA/Sony 88985305402.

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