„Männerabend 2 – Letzte Ausfahrt Bali“ im Theaterhaus

04.
Okt.
2016

„Männerabend“ war Kult. Zehn Jahre lang spielten Martin Luding und Roland Baisch die schrille Revue über Tom, der sich, nachdem ihn seine Heike sitzengelassen hat, auf ins Reich männlicher Neurosen und Absonderlichkeiten begibt und dabei allerhand merkwürdigen Typen begegnet. Ein Dauerbrenner, den allein im Theaterhaus an die 200.000 Zuschauer gesehen haben. Nun hatte im ausverkauften T2 des Theaterhauses der Nachfolger „Männerabend 2 – Letzte Ausfahrt Bali“ seine heftig akklamierte Premiere – die Prognose dürfte nicht allzu gewagt sein, dass auch dem neuen Programm ein ähnlicher Erfolg beschieden sein wird.

Wiederum beruht die Rahmenhandlung darauf, dass Heike weg ist – und Tom allein. Anders als im ersten „Männerabend“ ist Heike aber nicht mit ihrem Snowboardlehrer Giovanni durchgebrannt, sondern nimmt dank göttlicher Weisung eine Auszeit auf Bali. Wie es dazu kam? Nun ja, in einer Art Prolog fährt das Paar auf der Autobahn. Heike sitzt am Steuer, bei Tempo 240 passiert ein Crash, bei dem auch ein Hase dran glauben muss, und flugs findet sich Tom an der Himmelspforte wieder, wo er von einem rauschebärtigen Herrgott verkündet bekommt, dass er sechs Tage Zeit habe, „aus einer Beziehung eine Liebe zu machen“. In dieser Zeit habe er, offenbar als Strafe für sein Machotum, die Rolle von Heike zu übernehmen. Falls Tom scheitern sollte, werde er verbannt – nach Paderborn.

Das mag alles ein bisschen konstruiert klingen, doch Logik ist hier eher zweitrangig. Nachdem Tom jedenfalls realisiert hat, dass er von seiner Umgebung wirklich als Heike wahrgenommen wird, beginnt er sich mit seiner neuen Rolle zu arrangieren – ein dramaturgisch fruchtbarer Perspektivenwechsel, der im weiteren Verlauf zu allerhand heiteren Verwirrungen führt. So muss Heike alias Tom akzeptieren, dass ihre Karriere als Moderatorin der Sendung „Der grüne Daumen“ aus Altersgründen beendet ist und ihre Rolle von dem „französischen Starmoderator“ Jacques Le Dic (!) übernommen wird. Wer mutmaßt, mit dem Nachnamen könnten sexuelle Anspielungen verbunden sein, findet sich schnell bestätigt: französisch, so bekundet der baskenbemützte Schnösel, sei eben nicht nur gleichbedeutend mit la „grande nation“, sondern auch mit „die schönste Position“. Und ein formschönes Baguette, so erfährt man, muss nicht allein zum Essen dienen….

Es mag erstaunen, dass mit derlei Zoten immer noch Lachsalven provoziert werden können. Doch wer die Programme von Baisch und Luding kennt, weiß, dass das humoristische Spektrum zwischen feinsinnig und rustikal in jede Richtung ausgeschritten wird und auch derber Klamauk seinen Platz hat. Über abgestandene Wortwitze wie den vom Feuermeldergesicht („Einschlagen und wegrennen“) kann man müde lächeln, die Szene mit der versoffenen Mutter („Ich habe mein Jäckchen vergessen – Konjäckchen!“) hätte wohl auch Heinz Schenk im Blauen Bock gefallen. Doch in ihren besten Szenen entwickeln sie dann wieder eine anarchische Überdrehtheit, die an die legendäre britische Komikertruppe Monty Python erinnert, wobei sich gerade Roland Baisch als Knallcharge zu profilieren weiß. Etwa in der Rolle des balinesischen Hotelrezeptionisten Naggedei Goreng, wo er den zeitgeistigen Wellness- und Lifestylejargon grandios auf die Schippe nimmt. Oder als Maskenbildner Bruno, der eigentlich Eberhard heißt und so tun muss, als sei er schwul („Sonst kriegt man als Maskenbildner keinen Job“). Immer wieder schön auch Baischs Einlagen als Johnny Cash-Verschnitt in Goldsakko und Cowboyhut.

So geht der Abend dann doch sehr kurzweilig dahin. Am Ende hat Tom seine Prüfung, nicht zuletzt dank tatkräftiger Unterstützung des Erzengels Gunter Gabriel bestanden und darf nach Bali zu seiner Heike zum Wellnessen. What a good massage! Äh, message… (STZN)

Keine Kommentare vorhanden

Sagen Sie Ihre Meinung, schreiben Sie einen Kommentar!

Ich habe die Datenschutzerklärung zur Kenntnis genommen und bin damit einverstanden, dass die von mir angegebenen Daten, mit dem Absenden dieses Onlineformulars, zweckgebunden zum Kommentieren elektronisch erhoben und gespeichert werden.