Und es war gut

25.
Okt.
2021

Die Bachakademie eröffnet die Saison mit Haydns „Die Schöpfung“

Joseph Haydn dürfte seinen Spaß gehabt haben, bei der Komposition seines Oratoriums „Die Schöpfung“ die Tierwelt musikalisch darzustellen. Mal tat er das lautmalerisch, wie beim Vogelgesang oder Löwengebrüll, mal symbolisch, wenn etwa tiefe Streicher das am Boden kriechende Gewürm darstellen. Grundsätzlich aber auf ganz ähnliche Weise wie die Komponisten des Barock, und wenn auch einige Arien, etwa des Erzengel Gabriels „Nun beut die Flur“ mit ihrem wiegenden Siciliano-Rhythmus, fast bachisch daherkommen, so weist anderes in die Zukunft: die gleißende Klangentfaltung beim Scheiden von Tag und Nacht lässt schon fast an Strauss´ „Also sprach Zarathustra“ denken.
Dass dies nun in solcher Plastizität erlebbar wurde, verdankt sich einer Aufführung von Haydns Geniestreich durch die Gaechinger Cantorey unter Hans-Christoph Rademann im Beethovensaal, die in ihrer rhetorischen Differenziertheit und dramaturgischen Stringenz als vorbildlich gelten kann.
Rademann forderte viel von seinen Musikern. Verve und Tempo etwa in der Fuge „Denn er hat Himmel und Erde…“, doch zeigte der Chor keinerlei Schwächen, glänzte mit mustergültiger Diktion, farblich ebenso differenziert wie das Orchester, das selbst im Pianissimobereich immer die Klangbalance wahrte. Klug ausgewählt waren auch die Solisten. Die Sopranistin Katharina Konradi war weit mehr als nur ein Ersatz für die erkrankte Dorothee Mields, sie sang ebenso makellos und souverän wie der Tenor Julian Habermann und der Bass Tobias Berndt.
Mag sein, dass die fast körperlich zu spürende Musizierlust der Beteiligten auch dem Umstand geschuldet war, dass der Saal nach langen, coronabedingten Einschränkungen, fast voll besetzt war. Vielleicht trug auch das neu erworbene, ausnehmend fein klingende Cembalo zur Motivation bei. Ein beglückender Abend war diese „Schöpfung“, mit der die Bachakademie auch an ihre eigene Gründung vor 40 Jahren erinnerte, auf jeden Fall. Gott, so man ihn fragen könnte, würde vermutlich sagen: Ich sah, dass es gut war.

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