Restaurantkritik Das Piri Reis auf der Waldebene Ost

02.
Aug.
2012

Ein Vereinslokal als orientalischer Traum

Deftiges aus dem Holzofen: Das Piri Reis auf der Waldebene Ost bietet bietet osmanische Küche

Vom Abend- ins Morgenland sind es nur ein paar hundert Meter durch die Waldebene Ost. Wer dann das Restaurant Piri Reis betritt, fühlt sich in eine andere Kultur versetzt: Von den arabisch anmutenden Lampen über die mit Orientteppichen bezogenen Polster bis zur Wanddekoration ist hier alles wie aus 1001er Nacht eingerichtet – das Ergebnis einer umfangreichen Renovierung, im Zuge derer aus dem einst tristen Vereinsheim nun ein kleiner orientalischer Traum geworden ist, mit einem gemütlichen großen Gastraum und einem kleineren, zeltähnlichen Anbau für die warme Jahreszeit. Zwar ist das im letzten Frühjahr eröffnete Restaurant auch die Vereinsgaststätte des türkischen Sportvereins SV Özvatan. Doch vor allem am Wochenende, wenn hier türkische Musiker spielen, zieht das Piri Reis (dessen Name sich auf einen osmanischen Seefahrer bezieht) auch ein erkleckliches Publikum von außerhalb an.

Die Küche des Piri Reis, so erklärt der Betreiber Akdeniz Refik, ist osmanisch ausgerichtet. Eine Attraktion ist dabei der große Holzofen, in dem nicht nur Klassiker wie Lammkeule und Pide zubereitet werden, sondern auch köstliche Schmorgerichte: wie das Kalbfleisch mit Auberginen, Zucchini, Tomaten und Paprika im Tontopf (11,90 Euro), ein aromatischer Eintopf aus Fleisch und kräftig gewürztem Gemüse, wie man ihn aus Mittelmeerländern in unterschiedlichen Varianten kennt. Auch Grillgerichte findet man einige auf der Karte des Piri Reis. Den Fleischspießen auf dem gemischten Grillteller (14,90) allerdings hat die Hitze merklich zugesetzt, auch das Lammkotelett wirkt mitgenommen. Ein begleitender Dip könnte da, auch angesichts ebenfalls eher trockener Beilagen wie Reis oder Pommes frites, das Essvergnügen steigern. Nämliches gilt für das Lamm aus dem Holzofen (21 Euro): das zarte, aromatische Fleisch wird auf einem Teller Reis serviert, garniert mit einem dicken Zwiebelring, Tomatenscheiben und rohen Paprika. Deftige, wohlschmeckende Landküche, der etwas kulinarische Raffinesse gleichwohl nicht schaden würde. Die findet man im Piri Reis bei den Vorspeisen: Vor allem die diversen, feinen Pasten auf dem kleinen Vorspeisenteller (7,50 Euro) erfreuen den Gaumen mit frischen Minze- und Korianderaromen. Die Auswahl an Gerichten ist im Piri Reis groß, von den fünf Nachtischen auf der Karte waren an diesem Abend aber nur zwei zu bestellen, darunter das süß-nussige Halva aus dem Ofen (5,50 Euro): eine genussvolle Möglichkeit, eventuelle Leerstellen im Magen auszukleiden.

Mit Rücksicht auf jugendliche Sportler und muslimische Sitten wird im Piri Reis kein Alkohol ausgeschenkt. So muss man sich mit Wasser, Säften oder Soft Drinks begnügen. Eine Warnung sei an dieser Stelle ausgesprochen: Salgam Doaganay soll im osmanischen Kulturkreis ein Nationalgetränk sein. Für hiesige Geschmäcker ist das herbe Gebräu aus Steckrübensaft hingegen eine echte Mutprobe.

 

Piri Reis. Restaurant & Cafè. Waldebene Ost 231, 70186 Stuttgart.

Tel. 0711/470 80 48. Geöffnet bis 23 Uhr, Freitag und Samstag bis 3 Uhr. Montag & Dienstag Ruhetag. www.pirireis.de

 

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